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Timmy Kotowski krönte seine starke Preseason mit einem Schlag, der ihn bis an die dritte Base und schließlich zum Ausgleich nach Hause brachte.

Die Partie war fast vorbei und fast verloren, als die Heimspielmanagerin Taina Kotowski aus der Küche gerufen wurde: „Komm raus, Dein Sohn entscheidet jetzt das Spiel!“ Bottom of the ninth, zwei Aus, Marcel Raab dank eines Fehlers des First Baseman auf der ersten Base – aber 4:2 für die Bonn Capitals. Ein Aus fehlte dem Nordmeister, der im ersten Spiel des Generalproben-Doubleheaders früh 3:0 geführt und spät den Ausgleich zum 3:3-Endstand kassiert hatte. Und paff! schlug Timmy Kotowski einen Aufsetzer ins Leftfield, für sich gesehen schon ein Single, und durch den folgenden Error des Outfielders scorte Raab, kam Kotowski bis auf die dritte Base – und Nici Weicherts langer Schlag ins äußerste rechte Eck bedeutete den Ausgleich. 4:4, das war auch das Endergebnis, wie auch im ersten Spiel ließen wir die Verlängerung einfach weg. Für den jüngeren Kotowski und für Weichert war’s der passende Abschluss für einen Trainingswinter, den der Coach seit Wochen lobt, und für eine tadellose Leistung am letzten Preseason-Tag.

Timmy Kotowski hatte den Nachmittag im Rightfield angefangne, im zweiten Spiel im Centerfield seinen angeschlagenen Bruder Kevin vertreten, den Nationalspieler. Der wird bald wieder bereit sein und seinen Platz wieder einnehmen. Rechts aber könnte nach dem Abgang von Marcel Schulz ein Platz für den jüngeren Kotowski aufgegangen sein. „Dort fühle ich mich wohl“, sagte dieser nach dem Spiel. „Ich musste mich erst ein bisschen an die neue Position gewöhnen, aber es wird.“ An der ersten Base, seiner eigentlichen Position, spielt in der Regel Max Boldt, an dem vorbeizukommen ist schwer. Für den Platz hinten rechts hat sich Kotowski noch einmal eindrucksvoll beworben, offensiv mit drei Hits und zwei Walks in acht At Bats, defensiv mit ein paar schönen Catches.

Was steht unterm Strich nach den beiden Spielen? Zunächst die Bestätigung für das knappe Viertelfinale der vergangenen Saison; erst im fünften Spiel hatten sich die Capitals ja gegen unser Team durchgesetzt. Heute 3:3 und 4:4 zwischen zwei Mannschaften, die jeweils bis auf einen Fehlenden in Bestbesetzung begannen; neben Kevin Kotowski fehlte uns allerdings noch ein Relief Pitcher: Lucas Dickman ist krank. Zwei klare Führungen für Bonn, jeweils 3:0, zwei starke Comebacks. „Zweimal unentschieden ist im Baseball kein Wunschergebnis“, sagte Ulli Wermuth. „Wir dürfen nicht so lange warten, bis wir Runs produzieren. Wir haben zu viele Chancen liegengelassen, das müssen wir abstellen. Das ist uns bewusst.“ Eine Woche hat der Coach noch, um daran zu arbeiten. „Defensiv waren wir solide, im Pitching sind wir auf dem richtigen Weg. Und wir freuen uns darauf, diesen starken Gegner in den Playoffs wiederzusehen.“

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Peter Johannessen rauscht in die zweite Base – und gleich zum 1:3 über die Homeplate.

Der starke Gegner ging schon im ersten Inning durch drei Hits und einen Walk 2:0 in Führung, legte – obwohl Starter Tim Stahlmann von Anfang an Strikes, auch Strikeouts warf, acht in fünf Innings – bald das 3:0 nach. In der Mainzer Offensive brachte Nici Weichert den Ball immer wieder gut ins Spiel, Trey Stover hatte guten Kontakt, traf aber die Lücken nicht. „Das ist so im Baseball“, sagte der neue Shortstop, „man scheitert öfter als man Erfolg hat. Darüber darf ich mich nicht aufregen.“ Defensiv machte Stover einen guten Eindruck; der junge US-Amerikaner scheint vor allem im Kopf sehr schnell zu sein. „Ich mache das, seit ich fünf Jahre alt bin“, sagte Stover, „es ist Gewohnheit. Wenn der Ball im Handschuh ist, weiß der Kopf schon, was zu tun ist.“ Offensiv blieb der 22-Jährige dran – und im siebten Inning schlug er den RBI zum Ausgleich.

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Eric Massingham war gegen die Bonn Capitals Teil eines hochklassigen Pitcherduells.

Im sechsten Durchgang hatte Peter Johannessen nach seinem Double schon einen Sacrifice Fly von Mike Larson zum 1:3 genutzt. Dann hatte erst der Bonner Rightfielder einen harten Schlag von Lennard Stöcklin kapital unterschätzt – dadurch wurde es ein Triple -, dann der gerade erst eingewechselte Marcel Raab den RBI-Single gehauen. Die Capitals mussten sich darauf einen Moment lang Sorgen um ihren Pitcher machen, der durch einen Reflex einen Comebacker von Kotowski mit der Wurfhand zu fangen versucht hatte – Yannis Theißen konnte nach kurzer Pause weiterspielen, provozierte das Doubleplay gegen Weichert und Kotowski, kassierte dann aber Stovers RBI-Single. Unser Basecoach Don Freeman machte das ein bisschen routinierter, schnappte sich Max Boldts Aufsetzer ins Foul Territory, kommentierte den Applaus von den Rängen mit „I’m to old to move“, zu alt, um auszuweichen.

Im zweiten Spiel entwickelte sich das Pitchingduell zwischen dem besten Ausländer der Südliga 2015 und dem zweitbesten Pitcher und dem MVP der Nordliga. Wilson Lee warf für die Capitals noch mehr Strikes als Eric Massingham für unser Team, Wermuth ärgerte sich über die Doubleplay-Chancen, die Massingham eröffnete, unsere Defense aber nicht verarbeitete. So gingen die Capitals im vierten Inning 3:0 in Führung; nach einem Error von Boldt schossen sie zwei beeindruckend schnelle Grounder an Stovers Rückhand vorbei – aber raus aus dem Inning ging’s tatsächlich per Doubleplay. Yannic Wildenhain, der das fünfte bis siebte Inning stark pitchte, ließ keine Runs zu, Boldt scorte zum 1:3. Gegen Ben Briggs legten die Capitals einen Run nach. Boldt verkürzte wiederum im achten Inning auf 2:4 durch ein Triple und einen Basehit von Larson an den Rightfield-Zaun.

„Ich bin ganz zufrieden“, sagte Timmy Kotowski nach seinem Ausgleich. „Wir haben sehr gute Pitcher, gute Starter, aber auch Tiefe im Bullpen. Die Offensive war gut. Und dass wir bei zwei Aus nach 2:4 nochmal zurückkommen, zeigt, wozu wir in der Lage sind. Wir haben als Team eine gute Preseason gespielt.“ Die gilt es ab Freitag in der Bundesliga zu bestätigen. cka

Bonn Capitals:   2 0 1 0 0 0 0 0 0   3
Mainz Athletics: 0 0 0 0 0 1 2 0 0   3

Mainz Athletics: 2B Weichert, SS Stover (0 Runs/1 RBI), LF Johannessen (1/0), C Boldt, DH Larson (0/1), 3B Kipphan, 1B L. Stöcklin (1/0), CF Wildenhain (7. CF Raab, 1/1), RF T. Kotowski – P Stahlmann (6. P J. Stöcklin, 8. P Möller).

Bonn Capitals:   0 0 0 3 0 0 0 1 0   4
Mainz Athletics: 0 0 0 0 0 1 0 1 2   4

Mainz Athletics: 2B Weichert (0/1), SS Stover, 3B Boldt (2/0), DH Larson (0/2), LF Johannessen, DH L. Stöcklin, 1B Kipphan, RF Raab (1/0), CF T. Kotowski (1/1) – P Massingham (5. P Wildenhain, 8. P Briggs), C Wagner.

 

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