Jetzt sitzen sie also da, unsere Bundesligaspieler, und hoffen auf besseres Wetter. Morgen soll die Saison 2016 beginnen und es wäre ja schade, würde der Auftakt ins Wasser fallen. Immerhin: Nach dem verregneten Freitag wird ein viel wärmerer, nur noch leicht bewölkter Samstag angekündigt, und sollte es regnen, regnet es immerhin in Heidenheim. Und die Heideköpfe haben im vergangenen Jahr im Heimspiel gegen die A’s bewiesen, einen nassen Platz schnell wieder bespielbar zu bekommen: 55 Minuten war die Partie im Juni unterbrochen, abbrechen musste man es nicht.
Leicht werden die Auftaktspiele nicht, leicht ist es nie in Heidenheim, wenn auch der Zeitpunkt der Spiele uns möglicherweise entgegenkommt. Eine gewisse Fluktuation gibt es im Saisonverlauf ja oft bei den Heideköpfen, so sollen beispielsweise der Routinier Sascha Lutz, vor inzwischen fast zehn Jahren mal Deutscher Meister mit den A’s, und der Nationalpitcher Luke Sommer erst später zur Mannschaft kommen. Pitcher Tyler Lockwood, Starter des zweiten Spiels, wartet auf einen kroatischen Pass, käme damit auch für die erste Partie in Frage, aber bis morgen dürfte das nicht mehr klappen. Auch Wes Roemer soll fürs erste Spiel freigeschaltet werden, der Antrag auf einen deutschen Pass für den ehemaligen AAA-Pitcher der Arizona Diamondbacks wurde von den Heideköpfen gestellt. Der Ex-Profi aus Los Angeles wird in Heidenheim aber noch als US-Amerikaner geführt. Morgen (18 Uhr) dürfte daher Johannes Krumm mit Reliever Simon Gühring gegen Jan-Niclas Stöcklin antreten, am Samstag wird es Eric Massingham bei seinem Pflichtspiel-Debüt für die A’s mit zwei sehr starken Gegnern zu tun bekommen.
Im Infield fehlt den Heideköpfen Thomas di Benedetto. Der New Yorker wurde am Ellenbogen operiert und wird möglicherweise die komplette Saison verpassen. Ersatz ist da; der Kanadier Aaron Hornostaj, ebenfalls ein Ex-Profi, der 2012 schon für Heidenheim spielte, kam zur neuen Saison zurück. Einen weiteren sehr erfahrenen Amerikaner holte der Deutsche Meister fürs Outfield, den 23-jährigen Terrell Joyce, bis 2014 in den Minor-League-Teams der Houston Astros aktiv. Der Catcher und Outfielder Aaron Dunsmore ist noch da, Centerfielder James McOwen, gute Deutsche – das ist schon eine sehr gute Mannschaft, die unser Team am Wochenende herausfordert – zum zweiten Mal in Folge zum Saisonauftakt: 2015 gab es in Mainz die Schlacht in der Osternacht, die wir in 5:02 Stunden und 14 Innings 10:9 gewannen. Die restlichen drei Duelle gewannen die Heideköpfe.
Wir können nicht mit voller Kraft antreten, jedenfalls nicht im ersten Spiel: Mike Larson fällt aus, muss noch eine Sperre aus dem fünften Viertelfinalspiel der vergangenen Saison absitzen, wird erst am Sonntag (13 Uhr) zur Verfügung stehen. Seine Kollegen haben sich in den vergangenen Tagen von ihren kleineren Verletzungen erholt, alle können spielen, aber nicht alle werden die volle Belastung erfahren. „Wir sind bereit“, sagt Assistant Coach Don Freeman. „Die Jungs freuen sich auf die Spiele, die ja mehr Spaß machen als die Vorbereitung.“
Und die Auswahl ist groß, wir können es uns leisten, in der Lineup zu variieren, beispielsweise Jonathan Wagner nach seiner Zerrung keine 18 Innings lang hinter die Platte zu setzen, sondern auch Max Boldt catchen zu lassen, beispielsweise Janni Stöcklin, der zwei Seasons am Stück gepitcht hat, durch seine Einsätze in Australien keine große Regenerationszeit hatte, vielleicht schon nach fünf Innings vom Mound zu holen, beispielsweise seinen Bruder Lennard noch einmal an der ersten Base zu lassen. „Er hatte beim Fielden einen Ball hart an den Daumen bekommen und konnte nicht werfen“, sagt Freeman, „das ist schlecht, wenn man an der dritten Base spielt.“ Trey Stover konnte inzwischen mal ausschlafen; der Shortstop hat bei der Generalprobe gegen die Bonn Capitals bereits einen guten ersten Eindruck hinterlassen, hatte im 18. Inning des Tages sogar den Winning RBI auf dem Schläger, schlug aber einem Verteidiger in den Handschuh. Die Müdigkeit war nicht zu sehen, sie war aber da: „Im sechsten Inning bin gegen die Wand gelaufen“, beschrieb Stover seinen Zustand; die Schlussphase war hart für den Shortstop, der erst am frühen Morgen aus Philadelphia eingetroffen war. Timmy Kotowski hat gegen die Capitals mit drei Hits und guten Defensivaktionen noch einmal mit Nachdruck fürs Rightfield beworben, Lucas Dickman ist bereit für ein paar Innings – überall, wo wir Optionen brauchen, haben wir sie.
„Ich freue mich auf den Start“, erklärt auch Massingham. „Es ist einfach viel aufregender, wenn’s endlich ernst wird, es gibt einem eine ganz andere Energie. Wir haben eine gute Truppe, wir haben alles, was man braucht, um Spiele zu gewinnen.“ Vor allem, sagt unser Neuzugang aus Stuttgart, spüre er jetzt schon einen Gemeinschaftsgeist: „Die A’s fühlen sich wirklich an wie eine Familie.“ Freilich holt Gemeinschaft alleine noch keine Siege, „wir haben aber auch eine gute Defense, gutes Pitching, scharfes Hitting“, sagt Massingham, „das müssen wir jetzt in der Bundesliga zeigen.“
„Und wir wollen natürlich gewinnen“, erklärt Freeman. „Am Anfang der Saison hat jedes Team seine kleinen Probleme. Manche sind noch nicht vollständig, manche müssen Verletzungen wegstecken… Auch wir werden erst in zwei oder drei Wochen in Topform sein. In Heidenheim schicken wir unser bestes Team aufs Feld und hoffen, dass es gut läuft für uns. Ich glaube schon, dass wir zurecht kommen werden. Natürlich würden wir gerne mit zwei Siegen heimkommen, aber auch ein Split wäre zum Auftakt ein gutes Ergebnis. Wir müssen einfach ein paar Runs scoren.“ Auch gegen den deutschen Meister läuft es im Baseball letztlich doch genau darauf hinaus. cka