Bekanntlich hat unser Bundesligateam vor gut einer Woche zum ersten Mal im Spieljahr 2016 ein Heimspiel verloren, das vierte Spiel insgesamt in dieser Saison nach den Splits in Heidenheim, Regensburg, Stuttgart. Es war eine Partie, in der nicht viel mehr schiefgehen konnte, in der alle außer Form waren. In dem auf dem Platz nichts gelang, auf der Tribüne nichts gelang, sogar auf der Pressetribüne vor den Bahngleisen der Medienchef nur Mist machte – das offizielle Scoresheet ist manierlich wie immer, aber das inoffizielle Logbuch der Partie ist eine Tragödie. Der Tag war wie verhext, vielleicht waren es wirklich die lateinamerikanischen Trommelrhythmen aus dem Tornados-Dugout, die den Spielrhythmus überstimmten.
Dabei geben die Statistiken so eine deutliche Niederlage nicht mal her. Nach dem Abgleich mit dem offiziellen Protokoll und allen Korrekturen muss man zwischen den Zeilen suchen, um das 4:8 gegen Mannheim zu begründen. Es gab sechs Hits, das ist freilich nicht sehr viel, aber auch keine Blamage. Der neue Tornados-Pitcher warf bei seinem Bundesligadebüt elf Strikeouts, aber auch elf Walks, während Eric Massingham und Manuel Möller nur sechs Strikeouts schafften, aber auch nur dreimal die erste Base verschenkten, halt elf Hits zuließen. Trotzdem kam bis auf Peter Johannessen jeder auf Base, einige Spieler sogar dreimal. Errors waren es vor allem, die das Spiel entschieden, neun insgesamt, unsererseits fünf, vier in der Mannheimer Defensive. Es gab zwei Runs im ganzen Spiel, die auch ohne Abwehrfehler über die Platte gekommen wären. Mannheims 1:0 und unser 4:8. Der zweite Mannheimer Run kam nach dem verpatzten dritten Aus, der dritte und vierte scorten nach einem Fehler im Outfield, der fünfte und sechste direkt, der siebte indirekt nach einem Wurffehler im Infield. Und der achte kam durch einen weiteren Infield-Error auf Base – während Jonathan Wagner, Lennard Stöcklin und Mike Larson bei unseren ersten drei Punkten auf diese oder jene Weise auf die zweite oder dritte Base kamen, aber jeweils nur durch einen Mannheimer Fehler den Run vollendeten. Es war – machen wir’s kurz – total seltsam.
„Aber solche Spiele gehören dazu“, sagt Max Boldt heute, zwei Spiele später. „An diesem Tag lief es nicht gut, aber solche Tage gibt es. Wichtig ist, danach schnell umzuschalten. Gegen den Pitcher haben wir kein Mittel gefunden, aber es hat auch sein Gutes: Wir wissen, dass Mannheim einen guten Pitcher geholt hat, der der Konkurrenz auch noch wehtun wird.“
Die Mannschaft hat schnell umgeschaltet, zurück zum Erfolgsrezept. Und wie! Die Stuttgart Reds, immerhin vor wenigen Wochen noch Tabellenführer, hatten am vergangenen Wochenende keine Chance. 30:9 Hits für 35:10 Bases, 14:2 Walks, 16:6 Strikeouts, 5:1 Errors – alles zu unseren Gunsten – zeigen auch im Kleinen das, was als ein 12:2 und ein 13:1 aufs Scoreboard kam. „Wir mussten unbedingt gewinnen und haben einfach gekämpft“, so formulierte es Thomas de Wolf, nach den Spielen an den Stehtisch vor der Kabinentür gelehnt, zufrieden, entspannt. Nicht mal Marcel Herings Stichelei vermochte den Belgier aus der Ruhe zu bringen: „Ich hab Dich ausgestriket“, sang der feixende Stuttgarter Pitcher, „mit einem fiesen Slider“ – eine freundschaftliche Albernheit zwischen alten Kollegen. „Schön, die Jungs wieder zu sehen“, sagte de Wolf. „Ich habe drei Jahre lang mit ihm gespielt, da gibt es viele gute Erinnerungen. Gegen den Ex-Klub zu spielen, macht Spaß.“
Erst recht, wenn man damit an die Tabellenspitze zurück kommt. Punktgleich mit den Regensburg Legionären – bleibt es dabei, entscheidet der direkte Vergleich. Der ist noch nicht komplett; am 8. und 9. Juli gehen wir am Hartmühlenweg mit dem kleinen Vorsprung von 1-1 Siegen und 6-2 Runs in die Rückspiele gegen die Spitzenmannschaft von der Donau. Und vielleicht sogar mit einem knappen Vorsprung in der Gesamttabelle: Am Ende dieser Woche müssen wir zu den Haar Disciples, die gerade den Deutschen Meister zweimal knapp geschlagen haben, Regensburg bekommt es im eigenen Stadion mit den Heidenheim Heideköpfen zu tun, die gerade zweimal knapp gegen Haar verloren haben. Schwierige Aufgaben, für alle vier Beteiligten. Unser potenzieller Vorteil: Ehe die Legionäre an den Rhein kommen, werden wir unser ausgefallenes Spiel beim Tabellenletzten aus Tübingen nachholen. Den Regensburgern fehlt noch ein Nachholspiel gegen den anderen Tabellenletzten, die Bad Homburg Hornets, das noch nicht terminiert ist, aber eher erst nach den Spitzenspielen stattfinden wird; an unserem Tübingen-Wochenende tragen die Hornets schon ihre ausgefallenen Spiele gegen die Tornados nach.
„Wir konzentrieren uns aber erst einmal auf die nächsten Spiele“, sagt Boldt. „Die sind sehr wichtig.“ Sie bieten die Chance, auch den Fünften der Tabelle auf Distanz zu bringen. Die Heimspiele gegen Haar haben wir gewonnen, 2:1 und 8:1. Selbst im Falle zweier Niederlagen könnten wir im direkten Vergleich vorn bleiben. Gegen Stuttgart und Mannheim haben wir diesen mit jeweils 3-1 Siegen gewonnen – und auch nach Runs nicht mal knapp, 38-10 gegen Stuttgart, 28-15 gegen Mannheim. Den fünften, erst recht den vierten Platz dürfen wir noch lange nicht aus den Augen lassen, ein paar Siege sollten wir noch holen. Werden wir noch holen, glaubt Tim Stahlmann: „Wir haben gezeigt, dass wir im Süden ganz oben mitspielen. Die Reds sind Vierter, aber wir hatten keinen übergroßen Respekt, haben hart gespielt, dem neuen Pitcher im ersten Spiel direkt gezeigt, wie es in der Bundesliga läuft.“ Und Boldt sieht das ähnlich: „Wenn wir so weiter spielen, gehören wir nicht auf den vierten Platz, sondern weiter nach oben. Wir haben eine gute Startposition.“ cka