Mit großer Vorfreude haben wir die Spitzenspiele dieses Wochenendes erwartet: Mainz gegen Regensburg, der Erste gegen den Zweiten, zwei Teams, die zeigen wollen (und in den Hinspielen gezeigt haben), dass sie zum Besten gehören, das der deutsche Baseball in diesen Tagen zu bieten hat – wobei die Regensburg Legionäre eigentlich nicht mehr viel zu beweisen haben. Als zehnmaliger Südmeister, fünfmaliger Deutscher Meister (zuletzt zweimal nicht, das ist ungewöhnlich) und dreimaliger Vizemeister, als Team mit der größten Playoff-Erfahrung von allen sind sie als Spitzenteam unumstritten.
2015 war’s knapp. Zum zweiten Mal passierte den Legionären das Missgeschick, die Finalserie nach 2-0 Siegen noch zu verlieren; nach mehrmals wechselnder Führung gewann Heidenheim schließlich das Entscheidungsspiel in Regensburg mit 8:7. Das weckt Erinnerungen an unsere Meisterschaft; auch wir lagen 2007 0-2 zurück, drehten die Serie, holten in der Armin-Wolf-Arena den Titel.
Und es rumort derzeit in Regensburg. Vor kurzem erst feuerten die Legionäre ihren Coach Ivan Rodríguez. Sportlich, hieß es, sei dem Venezolaner nichts vorzuwerfen, geforderte strukturelle Ziele habe er nicht erreicht. Sein Nachfolger ist der ist der bisherige Hitting Coach Kai Gronauer, als Trainer noch eher ein Neuling, als einer der besten deutschen Catcher seiner Generation und langjähriger Profi jedoch ein ganz erfahrener Mann. In Mainz gibt der 29-Jährige nun sein Bundesligadebüt als Trainer.
Gronauer kommt mit einer Mannschaft, die hier weitgehend bekannt ist. Der riesige Mike Bolsenbroek wird wieder pitchen. Der Nationalspieler Chris Howard catcht, im Infield stehen Spieler wie Ludwig Glaser, Christoph Zirzlmeier, normalerweise auch Matt Vance, der zuletzt aber fehlte. Im Outfield gibt es einen sehr erfahrenen Ex-Profi aus Korea und seit Neuestem den US-Profi Bobby Coyle, der vor zwei Wochen gegen Heidenheim stark debütierte.
„Wir kennen Regensburg ganz gut“, sagt auch Ulli Wermuth. „Bolsenbroek ist immer ein schwerer Gegner. Ich hoffe, dass wir ihn endlich mal knacken können. Das haben wir bisher noch nicht geschafft. Was wir bei Coyle erwarten müssen, wissen wir nicht ganz; er ist zu neu. Aber wir haben die Scoutingarbeit erledigt, werden dementsprechend pitchen und uns in der Defense aufstellen. Wenn wir dort solide sind und unsere Schlagform halten, dann haben wir sehr gute Chancen.“
Trotzdem ist natürlich davon auszugehen, dass es diesmal etwas länger dauert als in den vergangenen Wochen. Neun Innings soll ein Baseballspiel ja eigentlich haben, aber für unsere letzten vier Partien haben wir nur 27 ganzen Innings und zwei halbe benötigt – sechseinhalb und noch einmal sechseinhalb, um Stuttgart zweimal zu schlagen, sieben für den Sieg in Tübingen nur, weil’s ein Auswärtsspiel war, sonst wäre auch diese Nachholpartie ein halbes Inning früher zu Ende gewesen. Dazwischen haben die Haar Disciples – ebenfalls als Gastgeber – immerhin acht Innings durchgehalten.
„In der Form sind wir auf jeden Fall bereit für Regensburg“, sagt Ulli Wermuth. „Nach vier 10-Run-Rule-Siegen gehen wir selbstbewusst in die Spitzenspiele. Zuhause wollen wir weiterhin bei einer Niederlage bleiben“ – der gegen Mannheim. „Als Minimalziel wollen wir den direkten Vergleich gewinnen“ – wir führen nach den Hinspielen mit vier Runs – „aber eigentlich wollen wir den Vorsprung ausbauen. Es ist schön, so spät in der Saison so weit vorne zu stehen, da wollen wir bleiben.“ Dafür mag eine Topleistung nötig sein. Es wäre nicht die erste in diesem Jahr. cka