Zusammenfassung
Hohes Niveau hatten wir versprochen. Hohes Niveau haben wir geliefert; zusammen mit den Heidenheim Heideköpfen haben wir bewiesen, zur Spitze des deutschen Baseballs zu gehören. Lange waren wir dabei sogar die überlegene Mannschaft beim ungeschlagenen Tabellenführer, eine gewisser Vorsprung war da, dann aber kippte das Spiel von 7:4 auf 7:7, auf 7:8 im neunten Inning, als nur noch ein Aus fehlte, um in die Verlängerung zu kommen.
„Wir müssen insgesamt hintenraus besser spielen“, monierte daher Max Boldt. Die beiden Errors im neunten Inning – den ersten, sagte unser Coach, hätte er ohnehin eher als Hit notiert, „es war ein ziemlich schwieriges Play“, will er dabei nicht mal allzu sehr in den Vordergrund stellen. „Wir haben ein paar Walks zu viel geworfen, aber vor allem hätten wir in der Mitte des Spiels gegen den ersten Reliever mehr Punkte machen müssen. Wir sind gut gestartet, aber dann ein bisschen eingeschlafen.“
Die Partie beim Tabellenführer begann mit einem Homerun. Kevin Kotowski, der Leadoff, pfefferte schon den Ball über den Zaun, „und man hat direkt gesehen, dass der rausgeht“, sagte Boldt. Heidenheim konterte jedoch sofort mit zwei Walks und zwei Singles zum 2:1, erhöhte mit drei Hits im zweiten Inning auf 3:1. Dann aber legte unsere Offensive im gleichen Maße los, in dem der Heidenheimer Starter Johannes Krumm die Kontrolle verlor: Doubles von Jeff Hunt und Kotowski, Singles von Zach Johnson und Peter Johannessen, mehrere Walks und Lennard Stöcklins Sacrifice Hit brachten uns im dritten und vierten Inning 6:3 in Führung. Die Heideköpfe wechselten früh den Pitcher, brachten Patrick Seyfried, der die Offensive wieder besser im Griff hatte. Erst im siebten Inning erhöhte Martin Kipphan mit einem Double und Sacrifice Hits von Nici Weichert und Kotowski auf 7:4. Tim Stahlmann hatte allerdings schon zu viele Pitches werfen müssen, um länger im Spiel zu bleiben. „Gegen Heidenheim muss er anders pitchen als gegen schwächere Lineups“, erklärte Boldt. „Denen kann man auch einfach mal den Ball in die Zone werfen. Hier muss man vorsichtiger sein, weil die Schlagmänner mit solchen Pitches größeren Schaden anrichten können.“ Stahlmann kassierte zwar die drei frühen Runs, hatte auch ab und zu Runner auf der dritten Base, hielt uns aber sehr gut im Spiel. „Tim hat eine richtig gute Offense im Schach gehalten“, lobte Boldt den Starter. „Das ist es, was wir von ihm erwarten, das hat er wieder erfüllt. Er war beeindruckend!“Stahlmanns Erfahrung von inzwischen fast 250 Bundesliga-Innings, gut die Hälfte davon als Reliever, fehlt natürlich unseren jungen Bullpen-Pitchern. „In der zweiten Liga haben sie schon oft gezeigt, dass sie Strikes werfen können“, verteidigt Boldt jedoch die beiden Einwechselspieler, die im siebten Inning vier Runs zum Ausgleich kassierten. „Sie sind nicht schuld an der Niederlage. Wir hätten auch mehr Punkte machen können. Sieben Runs haben wir gescort, da dürfen wir nicht aufhören. Heidenheim ist ungeschlagen auf dem ersten Platz, wir haben in drei Vierteln des Spiels gezeigt, dass wir sie schlagen können, aber wir haben ihnen die Chance gegeben, das Spiel zurückzuholen. Auch in der Offensive.“ Immerhin: Yannic Wildenhain und Ben Briggs haben wieder 39 Pitches mehr Bundesliga-Erfahrung. Jeder einzelne hilft den jungen Spielern in ihrem Reifeprozess.
Zumal sich inzwischen auch Lennard Stöcklin zum vollwertigen Bundesligapitcher entwickelt; auf dem Mound hat der tatsächlich erst 23-Jährige zwar auch nicht die größte Spielpraxis, aber die Routine aus 172 Spielen im Infield gibt Stöcklin die wertvolle Ruhe in seinen Handlungen. „Lenny hat Strikes geworfen“, freute sich Boldt über den jüngsten Entwicklungsschritt Stöcklins, „er hat Heidenheim dazu gezwungen, sich jede Base zu verdienen. Er hat die Ruhe, er ist ein abgezockter Typ, der nicht groß darüber nachdenkt, sondern das einfach macht. Es wird ihm auch Spaß machen, mal ganz andere Aufgaben zu haben als bisher. Es klappt auch gut, macht dadurch noch mehr Spaß. Er wird noch mehr Einsätze als Pitcher kriegen.“Vielleicht schon morgen, wenn um 14 Uhr das zweite Spiel in Heidenheim beginnt. „Bis dahin werden wir das heutige Spiel einfach vergessen, ähnlich wie in Mannheim“, sagt Boldt. „Da wussten wir auch genau: Morgen ist ein neues Spiel, Riley Barr wird uns wieder die Chance geben, das Spiel zu gewinnen. Dann geht es von vorne los.“ cka / Fotos: Tanja Szidat