Zusammenfassung
Viel besser kann eine Saison eigentlich gar nicht beginnen. Kleinere Wackler im ersten Defensivinning löste das Middle Infield mit einem kurzen Wurf von Nici Weichert zu Victor Voll, ehe es kritisch werden konnte. Der Offensiv-Auftakt: Walk für Kevin Kotowski, von nur einem Strike unterbrochen. Und Nici Weichert verschwendete keine Zeit, nahm den ersten Pitch seines Jahres und schickte ihn über den Kopf des Centerfielders zum RBI-Triple. Aus sechs Pitches noch mehr rauszuholen als einen Run und einen Angreifer auf der dritten Base bei keinem Aus – denkbar, aber schwierig.
Aus dem Runner in Scoring Position, keine 30 Meter vom 2:0 entfernt, wurde jedoch schnell das erste Indiz für die Probleme, die zur ersten Niederlage der Saison führten: 18 Pitches später lief Weichert von der dritten Base los – nicht zur Homeplate jedoch, sondern ins Dugout. Die Kollegen hatten dem Shortstop keine Gelegenheit bieten können, das letzte Viertel seines Runs noch zu schaffen. Und als das Spiel nach insgesamt 327 Pitches (gut die Hälfte von den Mannheimern, 101 von unserem Debütant Jake Watts, jeweils rund 20 von den diversen Mainzer Relievern) vorbei war, stand bei den Heim-Runs immer noch eine 1 auf dem Scoreboard, eine Zeile höher aber die 2. Im achten Inning hatten die Tornados ausgeglichen. Im neunten nutzten sie den zweiten zweier schwerer Abstimmungsfehler in der Bunt-Verteidigung zur Führung, die unser Team noch einmal mit Vehemenz attackierte – ohne Erfolg. Zwei Walks brachten noch einmal Marcel Schulz und Victor Voll in interessante Positionen, auch Timmy Kotowski, auch Kevin Kotowski fehlte nicht mehr viel zum Walk, aber die Tornados retteten sich aus dem Inning.„Ich hätte mir mehr Vorbereitung gewünscht“, sagte Max Boldt nicht zum ersten Mal in diesem Frühjahr, und man hatte gesehen, was er meinte. „Wir haben ja lange geführt, wir haben gut gekämpft, wir hatten sechs Hits, aber wir haben denen auch geholfen. Und wenn man am Ende einen Outfielder ins Infield zieht, passieren solche Dinge. Man kann ihm keinen Vorwurf machen.“
Der Wechsel von Infielder Lennard Stöcklin als Closer auf den Mound öffnete eine Lücke in der Feldverteidigung. Jeff Hunt ist nach Österreich gewechselt, sein Nachfolger ist noch in Australien. Martin Kipphan – ohnehin angeschlagen ins Spiel gegangen, darum kein Verteidiger, sondern nur Designated Hitter – war schon ausgewechselt. Shortstop Nici Weichert, First Baseman Timmy Kotowski und Victor Voll – bis dahin an der zweiten Base, nun an der dritten – reichten nicht für vier Positionen. Und Shane Salley, der aus dem Leftfield kommend die Lücke schloss, reagierte zweimal schlecht auf Bunts, hatte die Aufgabe, die erste Base zu übernehmen, nicht auf dem Schirm. Timmy Kotowski hatte beim ersten Bunt der Tornados den Ball in der Hand, sah aber, dass es für einen Wurf keinen Empfänger gab, musste dem Schlagmann die Base überlassen. Den nächsten erledigte Stöcklin per Strikeout, der übernächste legte den nächsten Bunt. Zu kurz, zu harmlos, Max Boldt hatte keine Mühe, das zweite Aus an Home zu machen – und warf darauf den Ball ins Outfield. Der Catcher wollte das Doubleplay, musste schnell handeln, sah zu spät, dass die erste Base schon wieder offen war. Zwar hätte Boldt den Ball einfach in der Hand behalten können, die Homeplate war ja verteidigt. „Aber den Wurf muss er machen“, erklärte der erfahrene Routinier Mike Larson. „Mit dem Play wären wir aus dem Inning raus gewesen.“
Ansonsten fehlte in der Tat wenig Substanzielles, wenig Strukturelles, trotz der kurzen Vorbereitung. „Mannheim war eine Woche im Trainingslager in Italien“, sagte Kipphan, „aber wir waren nicht schlechter als sie.“ Und Coach Max Boldt ergänzte: „Unsere Pitcher haben gezeigt, wie gut sie sind.“ Jake Watts erreichte noch keine Perfektion, gab aber nur einen Hit pro Inning ab und kassierte keinen Run. Stahlmann und Stöcklin brachten ihre drei Durchgänge gut über die Bühne, Yannic Wildenhain werden die beiden Runs halt zugeschrieben, weil sie mit seinen Walks begannen, Stöcklin die Runner von ihm übernahm. „Obwohl sich Mannheim gut verstärkt hat, haben wir sie bei zwei Runs gehalten“, analysierte Boldt. „Jake war gut, die Reliever haben die Aus geholt, mehr kann man von ihnen nicht verlangen.“Offensiv war mehr drin – und mehr möglich: Weichert war im ersten Inning bei keinem Aus auf der dritten Base. Das mögliche 2:0 verpasste Martin Kipphan im fünften Inning an der Homeplate um den Bruchteil einer Sekunde. Das mögliche 2:0 gab es für Marcel Schulz nicht, weil Timmy Kotowskis Schlag ins Leftfield um wenige Zentimeter foul war. Das mögliche 2:1 lag in der Luft, als Kevin Kotowski, Max Boldt und Peter Johannessen bei zwei Aus alle drei Bases besetzten, Shane Salley nur ein Ball zum Walk fehlte, der Catcher den letzten Wurf gerade so zu stoppen vermochte, gerade so den Wild Pitch verhinderte, der dem schnellen Kotowski gereicht hätte. Es waren Kleinigkeiten. „Die Situation ist halt so, dass wir kaum trainieren konnten“, sagte Boldt. „Aber darum bin ich sogar fast zufrieden mit dem Spiel. Wenn wir nach so kurzer Vorbereitung schon so weit sind, werden wir ziemlich bald ziemlich gut sein.“ cka / Fotos: Tanja Szidat, sportausmainz.de/Eisenhuth