Zusammenfassung
Für Lennard Stöcklin war’s ein kurzes Wochenende. Zehn Pitches warf der Reliever nur am Samstag, damit machte er ein Aus und kassierte zwei Hits, von denen einer durch den Abbruch wieder annulliert wurde, ein weiterer durch den Donner, der im gleichen Moment durchs Donautal schallte, in dem Marcel Jiménez‘ Schläger den Ball traf – das Spiel war schon unterbrochen, bevor der Ball am Boden war. Am Freitag hatte Stöcklin sogar nur einen einzigen Pitch geworfen, Tim Stahlmann hatte erneut begonnen.
„Und er hat seine Sache sehr gut gemacht“, lobte Boldt den Nationalspieler – nicht mal wegen der sechs Strikeouts in Folge im vierten bis sechsten Innings; die Serie war dem Coach gar nicht bewusst. „Die vier Runs, die es gegen ihn gab, waren alle unearned“, sagte Boldt. „Aus der einzigen schwierigen Situation hat er uns rausgerettet. Tim war ja früher schon ein guter Starter für uns. In den letzten Spielen konnten wir ihn wieder aufbauen, was die Ausdauer angeht. Und Lenny ist ein sehr guter Reliever. Wenn wir ihn brauchen, kann ich ihn auch in zwei Spielen bringen und er gibt uns ein paar gute Innings. Und es bleibt eine Option, dass er auch schlägt oder im Feld spielt. Das gibt uns eine größere Flexibilität.“ Als Starter würde Boldt den Allrounder nicht an den Schlag schicken. „Da hatte Lenny schon sehr gute Saison“, sagt der Coach zwar, aber er würde dann ohne Designated Hitter beginnen und hätte nur zwei Kandidaten als Reliever: Timmy Kotowski und sich selbst. „Und bevor ich noch einmal pitche“, sagte Boldt, „muss viel passieren.“
11:4 stand es, als Stahlmann den Mound nach sechs Innings an Yannic Wildenhain übergab. Sein Gegner, der Regensburger Pitcher William Greenfield, hatte schon mit seinen ersten drei Pitches zwei Runs kassiert; Kevin Kotowski hatte die Partie mit einem Single eröffnet, Mike Blanke den 2-RBI-Homerun über das Leftfield gehauen. Ein Walk für Voll, ein Double von Timmy Kotowski und zwei RBI-Schläge von Nici Weichert und Kevin Kotowski hatten im zweiten Inning zwei weitere Punkte gebracht, dann glichen die Legionäre aus, begünstigt durch zwei Errors. Schon im vierten Inning schlug Timmy Kotowski ein Single, Nici Weichert ein Double, Kevin Kotowski, der gleich darauf mit einem Wild Pitch scorte, ein 2-RBI-Triple. Die Führung war wieder da und wurde immer deutlicher: 8:4 im fünften Inning durch Boldts Single und Peter Johanenssens RBI-Double, 11:4 im sechsten durch Kevin Kotowskis dritten Hit, Blankes Walk, Regensburgs Fehler beim Schlag von Gallagher, Boldts vierten Basehit der Partie, Johannessens Sacrifice Fly. „Wir hatten einen guten Tag, der gegnerische Pitcher keinen so guten“, sagte Boldt. „Wir haben einfach gut geschlagen“ – in erster Linie der Coach selbst, der zwar keinen einzigen Extra-Base-Hit schaffte, aber nach vier Singles noch zwei Walks bekam, sechsmal die erste Base erreichte, zweimal scorte, zwei RBIs schlug. „Ich habe die Lücken getroffen“, erklärte der Boldt. „Ob ich schon einmal so oft auf Base war, kann ich gar nicht sagen, man muss dazu ja erstmal sechs Mal an den Schlag kommen.“ Tatsächlich hatte der Trainer Boldt dem Catcher Boldt 2018 in Heidenheim um die Chance gebracht: Nach einem Single, einem Homerun, einem Steal, als der gegnerische Catcher einen dritten Strike nicht festhielt, und zwei Basehits wechselte sich Boldt damals aus; statt seiner kam der Einwechselspieler Eric Keller in jener Partie durch einen Error ebenfalls auf den Weg. Mit drei Walks, zwei Singles und einem Double alleine sechsmal auf Base war Boldt in Haar gekommen, als den Disciples das Pitching zusammenbrach und sie nur noch einen Starter für die gesamte 2018er-Zwischenrunde hatten. Am Freitag in Regensburg war sogar die Ten-Run-Rule in Reichweite. Nici Weichert hatte nach einem Triple und einem Sacrifice Hit von Mike Blanke im siebten Inning auf 12:4 erhöht, Boldt und Johannessen im achten auf 14:4. Wildenhain hatte im siebten Inning gar nichts zugelassen, im achten nur ein Single, ein einziger Strike fehlte zum vorzeitigen Spielende. Der Strike kam auch, aber er kam schlagbar, flog weit ins Rightfield, sprang ähnlich kurios auf wie zuvor Kotowskis Triple, war ein RBI-Triple für Marcel Jiménez, der nach einem Error auch selbst noch scorte. „Kein Problem“, sagte Boldt, „die Ten Run Rule hätte Nick Mosier sein Inning gekostet.“ Der 17-Jährige kam für den neunten Durchgang auf den Mound, um weitere Bundesligaerfahrung zu sammeln, hatte schnell sein erstes Aus, kassierte dann aber zwischen zwei Walks zwei Doubles und zwei Runs. „Alles in Ordnung“, sagte Boldt aber. „Das sind genau die Situationen, in denen wir unsere Rookies ausprobieren können. Ich hatte mir aber ein bisschen mehr Kontrolle erhofft. Er hat zwei Hits abgegeben, dann kann das schnell gehen. Aber ich wusste ja, dass Lenny bereit ist. Damit bestand keine große Gefahr.“ Beim Stand von 14:8 warf Mosier noch einen Strikeout zum zweiten Aus. „Das macht er gut“, sagte Boldt. „Er hat Strikes geworfen. Genau das wollen wir. Wenn sie die schlagen, dann schlagen sie sie halt.“ Dafür haben wir die Defense. Gegen Jiménez hätte Mosier womöglich auch das dritte Aus geschafft; der Outfielder der Legionäre kam durch Catcher’s Interference auf die erste Base. Und mit drei Runnern auf dem Weg wollte Boldt doch nichts mehr riskieren. Lennard Stöcklin kam auf den Mound und brauchte einen einzigen Pitch, um das Spiel zu beenden. cka / Fotos: Holzhauser