Zusammenfassung
Am ursprünglichen Termin Ende April war’s schnell gegangen. Als der Grounder, den Nici Weichert ins Centerfield geschlagen hatte, einfach nicht bremsen wollte, unterbrachen die Umpires das Spiel nach gut anderthalb Innings – der Regen war viel zu stark, der Rasen viel zu nass für ein ernsthaftes Spiel. Weicherts RBI-Triple zum 2:2 zählte zunächst, war aber am Ende hinfällig. Kurios: Der Himmel war strahlend blau, als eine Stunde später fest stand, dass wir nicht weiterspielen, das Infield stand aber zu sehr unter Wasser, die nächste Regenwolke war auf dem Radar. Schade war’s ums Triple, schade war’s um die enorme Chance, schon im nächsten At Bat in Führung zu gehen, „aber was soll man jetzt kontrafaktisch spekulieren, wie es weitergegangen wäre“, sagte Tim Stahlmann, „wir können es ja gar nicht wissen.“
Immerhin war das Wetter in dieser kurzen Saison freundlich genug, dass es bei diesem einen abgebrochenen Spiel blieb, so dass wir schon am Fronleichnamstag einen neuen Vereinsrekord aufstellen konnten: Im 28. Bundesligajahr gewann unser Team zum ersten Mal alle 14 Heimspiele. Allerdings war wie beim 13. Heimsieg gegen die Heideköpfe eine Verlängerung nötig.
So war die Erleichterung der Spieler, als die Rally der Tornados in den letzten Innings abgewehrt war, deutlich zu spüren. Zu klar war die Führung gewesen, als dass eine solche Schlussphase zu erwarten gewesen wäre. Zwar hatten die Tornados im ersten Inning durch einen Homerun und im zweiten durch eine Folge kleinerer Aktionen ein 2:0 vorgelegt, Dominick Golubiewski und Nici Weichert aber hatten das bereits im zweiten und vierten Inning mit zwei Small-Ball-Runs ausgeglichen. Und im sechsten legten wir nach vier Strikeouts in Folge vier Runs nach: Drei Walks (der letzte intentional nach einem Wild Pitch, der die erste Base wieder freigeräumt hatte) deckten den Tisch für Austin Gallagher, der mit einem weiten Double ins Centerfield alle drei Runner ins Ziel brachte und selbst nach einem Error scorte. Den Homerun, mit dem der Tornados-Spielertrainers Sascha Lutz sein 500. Bundesligaspiel krönte, beantwortete Max Boldt mit einem gewaltigen Zwei-Punkte-Homer zum 8:3. Und mit dem Luxus, kein weiteres Spiel anstehen zu haben und die drei Starter Tim Stahlmann (fünf Innings, zwei Earned Runs, zwei Walks, zwei Strikeouts, ein Putout, ein Assist) Lennard Stöcklin (zwei Innings, vier Hits, darunter Lutz‘ Homerun) und Thomas Fitzgerald zur Verfügung zu haben, hätte nicht mehr viel passieren müssen.
Fitzgerald kam auch gut durch sein erstes Inning, gab ein Double ab, sonst nichts. In seinem zweiten, dem insgesamt neunten Inning fehlte dem Australier jedoch die Präzision. Drei Walks und ein Double brachten die Tornados auf 5:8 heran, zwei weitere Doubles gegen den Reliever Golubiewski brachten den Ausgleich. Boldt hatte inzwischen ein paar Stammspieler ausgewechselt. Martin Kipphan, Timmy Kotowski, Nici Weichert waren nicht mehr im Spiel und Golubiewski kassierte im zehnten Inning das 8:9 und pitchte das Inning nicht mehr zu Ende.
„Fünf Punkten Vorsprung wollen wir natürlich nicht so einfach abgeben“, sagte Boldt. „Wir haben uns Fehler erlaubt, die wir uns gegen eine so offensivstarke Mannschaft nicht erlauben dürfen“ – gegen eine Mannschaft auch, der das Spiel überhaupt nicht egal war, die den Sieg brauchte, um in der Tabelle vor Heidenheim zu bleiben und im Viertelfinale dem Nordmeister aus dem Weg zu gehen. „Aber wir haben unsere Kämpfernatur gezeigt. Wir haben uns von so einem Inning wieder nicht aus der Ruhe bringen lassen, nicht aufgegeben, ausgeglichen, gewonnen.“
Nicht aus eigener Kraft zwar, weil die Tornados – ebenfalls mit fünf Pitchers an diesem Abend – die gleichen Probleme bekamen wie zuvor die Heideköpfe. Das erste Aus gegen Austin Gallagher schafften sie noch, den Ausgleich aber schoben sie mit Walks für Boldt, Blanke, Victor Voll (wiederum intentional nach einem Wild Pitch) und den für den Golubiewski-Nachfolger Yannic Wildenhain eingewechselten Daniel Wolfraum Bonell selbst über die Platte. Mit guten Schlägen hatte das nichts zu tun, aber mit Geduld, mit gutem Auge, mit Ruhe in der Batters Box. Eric Keller bekam so die Chance zum Winning RBI, musste aber statt dessen mit einem Strikeout zurück ins Dugout. Jerome Noso aber, der eingewechselte Shortstop, der schon im siebten Inning einen Basehit geschlagen hatte, brachte den Ball ins Spiel und Blanke zum 10:9 nach Hause.„Es war ein schöner Moment“, sagte der 17-jährige Infielder. „Ich bedanke mich bei den Fans, die in dem Moment hinter mir waren, ich danke auch Gott, dass er mir Ruhe gegeben hat.“ Die zeichnet Noso ohnehin aus. „Es ist gerade für einen jungen Spieler einfach, in so einem Moment nervös oder hektisch zu werden und Fehler zu machen“, sagte Boldt, zumal schon der erste Schlag nach der Einwechslung direkt zu Noso ging und am Handschuh versprang. Bereits da blieb der junge Infielder ruhig, nahm den Ball im Nachfassen noch sauber auf, schaffte den präzisen Wurf, schaffte das Aus. „Der lässt sich nicht verrückt machen“, lobte Boldt. „Es kümmert ihn nicht, dass er gegen Bundesliga-Veteranen spielt. Auch bei diesem Ball hätte man einfach aufgeben können, aber Jerome kämpft um jedes Play. Darum ist es umso cooler, dass er nicht bei einem 12:2 reinkommt, sondern in einem engen Spiel. Das ist wichtig für junge Spieler und ich glaube, dass Jerome für uns in den nächsten Jahren ein sehr wichtiger Spieler sein wird.“ Auf seinen ersten Walkoff Hit muss Noso jedoch noch warten. Der Schlag im zehnten Inning wurde als Error gescort. Text und Fotos: cka