Zusammenfassung
Mit einer Niederlage begann für unser Bundesligateam das Wochenende in Heidenheim – mit einer Niederlage, mit der sich abzufinden wirklich nicht leicht ist. Im siebten Inning konnten wir eine Schlappe, die völlig unverdient gewesen wäre, noch abwenden, aber im achten drehten die bis dahin deutlich unterlegenen Heideköpfe mit einem Kraftakt die Partie zu einem inzwischen eher verdienten 8:4-Sieg.
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein typisches Heidenheim-gegen-egal-wen-Spiel, wird also der Mainzer Mannschaft, ihrer Leistung, der ganzen Partie nicht gerecht. „Abgeschossen haben sie uns auf keinen Fall“, sagte Nici Weichert. „Wir haben gut gespielt, hatten gute Kontakte, einige Hits, auch wieder ein bisschen Pech, dass einige gut geschlagene Bälle in guten Situationen in die Handschuhe gefallen sind. Das achte Inning war dann halt scheiße.“
Für uns begann Jan-Niclas Stöcklin auf dem Mound. Im Nationalspielerduell gegen Luke Sommer hielten beide Pitcher die Homeplate sauber. Vereinzelte Runner kamen in aller Regel nicht weit; die einzige Ausnahme in der ersten Spielhälfte war Max Boldt, der den zweiten Durchgang mit einem Single begann, von Jonathan Wagner auf die zweite Base geschlagen wurde, nach Lennard Stöcklins Single ins Rightfield aber erst nach dem Ball an der Homeplate ankam.
Auch weiterhin hatte unser Team Vorteile im Spiel. Es setzte die Heideköpfe konstant unter Druck, hatte die Hits, hatte ständig jemanden auf Base, forderte die Abwehr zu einer überdurchschnittlichen Leistung auf, die diese nicht immer zeigte – um vier Innings lang das 0:0 zu halten, reichte es.
Eher zufällig gingen die Heideköpfe im fünften Inning gar in Führung. Ein Walk, ein Bunt, ein Steal und ein Wurffehler reichten Philipp Schulz zum 1:0. Aber der Konter kam augenblicklich: Double von Peter Johannessen, Single von Max Boldt – 1:1. Durch einen Fehler im Centerfield erreichte unser Infielder gar die dritte Base; nach Wagners Single stand es 2:1 für die Athletics.
Die untere Hälfte des sechsten Innings hätte etwas besser verlaufen können – nach zwei Flyouts ließ Stöcklin zwei Mann mit Walks auf Base und beide scorten durch Robert Grubers Double. Der Hitter ging zwar selbst zwischen der zweiten und dritten Base aus, aber die Runs zählten natürlich.
Aber wieder kam unser Team sofort zurück. Das siebte Inning begann mit einem Walk für Joel Johnson, ging zwar mit zwei Aus weiter, dann aber mit einem Single von Marcel Schulz und einem Schlag von Peter Johannessen zum Third Baseman Jay Pecci, der beim Versuch eines Plays mit Gruber den Ball weit an der ersten Base vorbei warf. Johnson und Schulz scorten, Johannessen kam bis zu Pecci, aber nach Hause brachten wir ihn nicht mehr.
Und dann schlug um 21.35 Uhr der Blitz ein. Nicht direkt am Feld, aber nahe genug, dass das Spiel erst einmal unterbrochen werden musste. Erst um 21.58 Uhr ließ der Regen etwas nach, aber der nächste Blitz schickte die Mannschaften wieder ins Dugout, bevor die Partie fortgesetzt werden konnte. Wir führten, aber ein Spielabbruch hätte die Heideköpfe zum Sieger gemacht: Gewertet worden wäre in diesem Fall der Spielstand nach dem letzten vollständig gespielten Inning, die Runs von Johnson und Schulz wären also gestrichen worden, wir hätten 2:3 verloren.
„Aber darüber haben wir nicht nachgedacht“, sagte Weichert. „Es ging ja. Wir mussten nur warten, bis der Regen aufhört. Wir wussten: Wir hätten den Sieg nicht zugesprochen bekommen. Aber keiner hatte Angst davor. Wir haben geguckt, wie wir weiterspielen. Heidenheim hatte ja einen Mann auf Base und wir haben uns überlegt, wie wir jetzt verteidigen.“
Um 22.30 Uhr, 55 Minuten nach der Unterbrechung, ging es weiter. Der Mann auf Base kam schnell bei einem Aus bis an die dritte Base, aber der inzwischen eingewechselte Manuel Möller beendete das Inning mit zwei Strikeouts. „Die Unterbrechung hat uns nicht aus dem Rhythmus gebracht“, sagte Weichert. „Wir sind gut aus der Pause gekommen, Manny hat einen Riesenjob gemacht und wir sind aus dem Inning gekommen, ohne einen Run zu kassieren.“ Hätten sogar beinahe die Führung erhöht: „Runner auf der Zwei und auf der Drei“, sagte Weichert, nämlich Lennard Stöcklin und Mike Larson, „aber dann zwei Lineouts.“ Johnson schlug den Ball dem Shortstop Philipp Schulz in den Handschuh, Weichert selbst dem Ex-Mainzer Sascha Lutz, der inzwischen aus dem Leftfield ins Centerfield gerückt war.
Erst im achten Inning kam die geballte Nationalteam- und Minor-League-Erfahrung der Heideköpfe ins Rollen. Nach einem Walk für Catcher Simon Gühring und einem Single des Rightfielders Aaron Dunsmore reagierte unsere Verteidigung zunächst noch sehr stark und nahm mit dem ungewöhnlichen Play 5-6 den Leadrunner an der dritten Base aus dem Spiel. Ein Double des New Yorkers Thomas di Benedetto und ein weiteres von Robert Gruber, Basehits von Schulz, Pecci und Lutz brachten dennoch die Heideköpfe 8:4 in Führung. Darauf fand unser Team keine wirkungsvolle Antwort mehr. Inmitten dieses Innings verloren wir auch noch Manuel Möller, dem die Umpires einen unbotmäßigen Protest vorwarfen. „Keine Ahnung, was das gewesen sein soll“, wunderte sich Weichert. „Er war unzufrieden mit den Calls, aber was er gesagt hat, war eigentlich nicht so wild. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn rauswerfen. Es war übertrieben.“
Die Stimmung war gemischt, als das Team gegen Mitternacht das Dugout verließ. „Wir waren die bessere Mannschaft“, sagte Weichert. „Wir hatten besser geschlagen, besser gepitcht, besser gespielt. Denn wir sind ein starkes Team. Wenn wir unseren Baseball spielen, können wir gegen Heidenheim genauso gewinnen wie gegen alle anderen. Aber man muss halt bis zum letzten Inning sein Spiel abrufen können. Wir sind enttäuscht. Viele wissen, wie gut wir gespielt haben, aber ein Inning müssen wir in Klammern lassen. Das ist so. Aber das passiert im Baseball.“ cka / Fotos: Tanja Szidat