Zusammenfassung
(Fortsetzung von Spiel 3)
Es wurde gut, wenn’s auch kompliziert war. Wir hatten Eric Massingham auf dem Mound, der seine Laufbahn wohl beenden wird, der Arm ist hinüber. „Eric hat noch einmal seine ganze Professionalität ausgespielt“, lobte Ulli Wermuth. „Ohne noch irgendwas im Arm zu haben, hat er Regensburg in seinem letzten Spiel mit Tempowechseln zwischen Jugend- und Juniorenniveau in Schach gehalten. Es ist schön, dass ein so toller Pitcher seine Karriere mit einem solchen Erfolg beenden kann.“ Massingham hatte die Gegner fast absolut im Griff, ließ in den ersten fünf Innings nur drei Mann auf Base – einen in dritten und einen im fünften Inning durch Walks, dem Dritten überließ die Defense die erste Base, um den gerade Gewalkten an der zweiten vom Platz zu holen. „Für mich ist Eric der wahre Held des Spiels“, sagte Mike Larson, der sich nun ebenfalls als Deutscher Meister aus der Bundesliga verabschiedet. „Er hatte extreme Schmerzen und trotzdem fünf Innings lang keinen Hit abgegeben. Unter solchen Bedingungen eine solche Leistung – unglaublich!“ In diesem fünften Inning hatte das Spiel schon vor dem Abbruch gestanden. Denn kurz nach unserer Führung – Walk für Peter Johannessen, Balk von Clayton Voechting, RBI-Single von Thomas de Wolf – hatte es heftig zu regnen begonnen. Das Spiel war lange unterbrochen, die Entscheidung, ob, wie und wann es fortgesetzt werden würde, wurde immer wieder verschoben. Im Falle einer Kapitulation vor dem Wetter hätte es mit 0:0 im ersten Inning neu beginnen müssen. Nach 94 Minuten Pause konnte es weitergehen.Es ging mit Runs weiter. Mit dem 2:0 (Walk für Stover, Sacrifice Hit von Lennard Stöcklin, RBI-Double von Lucas Dickman) im sechsten, mit dem 3:0, 4:0 und 5:0 im siebten Inning. Auch das begann mit einem Walk für de Wolf. Boldt schob den Belgier mit einem Single auf die zweite Base, Mike Larson schickte mit einem Double beide über die Homeplate und scorte selbst nach Dickmans Double. „Ein richtig großer Hit von Lucas“, lobte der Kanadier, lange selbst Rightfielder, zuletzt nur noch Designated Hitter, seinen Nachfolger im Outfield.
Auch Massingham ging jetzt vom Platz, Tim Stahlmann übernahm. „Am Samstag war ich ja noch auf den Platz gegangen und wusste: Heute kann für mich nichts schiefgehen. Die Offense muss halt zwei Punkte machen“, sagte der Reliever. „Am Sonntag wollte ich zu viel, war mental nicht so fokussiert.“ Ohne einen einzigen Hit und bei nur einem Aus kamen drei Regensburger auf Base – Stahlmann kam raus aus dem siebten Inning. Im achten aber waren wieder schnell alle Bases besetzt und diesmal ging’s nicht so gut aus, diesmal scorten zwei Mann zum 5:2. „Ich musste runterschalten“, erklärte Stahlmann. „Locker die Bälle reinwerfen – Batter machen ja auch Fehler. Das hat funktioniert.“
Strikeout gegen Janis Muschik. Strikeout gegen Nino Sacasa. Drei Runs fehlten Regensburg noch zum Ausgleich, die Bases waren leer, ein Aus fehlte uns noch zur Meisterschaft. „Und Matt Vance war eine harte Nuss“, sagte Stahlmann, „das war eine gute Battle.“ Ein Foulball, ein Strike. Noch ein Wurf… aber Vance, der Routinier, wehrte sich, sah sich Balls an, schlug Foulballs. „Max hat gesagt: Schmeiß ihn mir in die Mitte“, verriet Stahlmann. „Vance hat geschwungen. Und Trey hatte den Ball. Da wusste ich: Es hat geklappt.“ Der Shortstop, immerhin einer der überragenden Infielder der Liga, warf einen letzten sauberen Ball zur ersten Base. Dort musste sich Thomas de Wolf gar nicht besonders lang machen. Vance kam einen halben Schritt zu spät, das Spiel war vorbei, wir waren Deutscher Meister.„Verrückt“, sagte Wermuth. „Ich bin in meiner Karriere als Spieler und als Coach sechsmal Meister geworden. Viermal in Regensburg. 1996 als Jugendspieler, 2007 mit der Bundesliga, 2009 als Juniorencoach und heute wieder. Und wir sind verdient Deutscher Meister geworden. Von 41 Spielen haben wir nur acht verloren. Das ist großartig.“ Es war der erste Teil eines Doppelerfolgs – unser Jugendteam holte sich etwas später in Heidenheim mit einem wilden 22:21 gegen Regensburg ebenfalls den Titel. „Vor drei Jahren haben sie als Schüler bei der Meisterschaft noch dick gegen Regensburg verloren“, erinnerte sich Wermuth, „jetzt haben sie sie geschlagen. Das ist eine unglaubliche Bestätigung für unsere Arbeit.“
Die wird bereits in drei Wochen wieder weitergehen. „Für mich beginnt schon am Dienstag die Saisonvorbereitung“, sagte Wermuth. „Ich freue mich auf den Europapokal, hoffentlich können wir das stemmen. Viele Nachwuchsspieler brennen darauf, in die erste Mannchaft zu kommen. Am 23. Oktober beginnt das Training wieder. Heute bin ich glücklich, Meister zu sein, aber wir müssen hungrig bleiben.“ cka / Fotos: Tanja Szidat