Zusammenfassung
Die Mainz Athletics haben bei ihrem 7:2/11:1-Doppelsieg bei den Tübingen Hawks für ein absolutes Bundesliga-Novum gesorgt. Im ersten Spiel liefen sie mit einer Mannschaft auf, in der jeder einzelne Spieler aus dem eigenen Ausbildungssystem stammt: Kevin Kotowski, Nici Weichert, Max Boldt, Julius Spann, Lennard Stöcklin, Timmy Kotowski, Tim Stahlmann und Christian Decher spielen seit früher Jugend für die A’s, Andreas Lastinger und Patrick Runkel wurden recht spät verpflichtet, spielten aber zunächst in der zweiten Mannschaft. Sogar der eingewechselte Pitcher (Manuel Möller) ist schon seit seiner Kindheit bei den A’s. Lediglich der im siebten Inning ins Spiel gebrachte Martin Matlacki, ehemals bei den Saarlouis Hornets, tanzt aus der Reihe. Notwendig wurde das durch die Verletzung von Lars Szameitpreuß, der wenige Minuten vor dem Spiel beim Aufwärmen einen Ball unglücklich an den Mittelfinger bekam, ins Krankenhaus musste, am übernächsten Wochenende aber wieder dabei sein soll. Zwischendrin haben die A’s spielfrei.
Das endgültige Modell für die restliche Saison, gerade für ganz große Ansprüche, die ein Tabellenführer mit 16:2 Siegen entwickeln darf, ist die durchgängig Mainzer Aufstellung nicht. Vielleicht noch nicht. „Es ist toll, so erfolgreich zu sein“, sagt A’s-Coach Ulli Wermuth, „aber wenn es möglich ist, den Kader mit Auswärtigen zu verstärken, dann will ich das auch machen. Zwingend nötig ist es nicht, wie man sieht.“ Einen Catcher würde sich der Coach wünschen. „Andreas Lastinger ist ein herausragender Athlet, aber 18 Innings zu catchen ist unglaublich belastend. Aus Sicherheitsgründen wäre es sehr gut, kurzfristig noch einen Catcher holen zu können.“ Timmy Kotowski ist momentan Lastingers Backup. „Lasti wird gegen Tübingen von einem 110-Kilo-Mann umgerannt, steht auf und macht weiter“, sagte Wermuth. „Wenn das dem Timmy passiert, bricht der sich einige Knochen.“ Notfalls gibt es weitere Kandidaten für diese Position, aber die würden anderswo in der Mannschaft Lücken reißen.Das deutliche Ergebnis kaschiert ein Nervenspiel, einen mühsamen Arbeitssieg. Das 1:0 ging flott – Double von Stöcklin, RBI-Single von Timmy Kotowski, beide ins Centerfield, Runner daheim. Weitere Runs drangen regelmäßig bis zur dritten Base vor, blieben dort aber hängen. Geschenke ergaben das 3:0, kurzes Schwächeln des sonst sehr starken Decher, der in jenem Inning aber auch drei Strikeouts warf, sofort das 3:2.
Interessant wurde es im siebten Inning: Diverse Errors, alle Bases durch Mainzer Angreifer besetzt, zwei Aus, der junge Kotowski am Schlag, der bisher in drei Versuchen drei Singles geschlagen hatte. Die Serie zu unterbrechen durch einen Walk, der Julius Spann scoren ließ, war wohl die sinnvollste Variante; bei einem weiteren Schlag hätten die Hawks an allen vier Bases die Chance zum dritten Aus gehabt. Anschließend waren für Patrick Runkel immer noch alle Bases besetzt, aber Runkel hatte offensiv noch gar nichts bewegt. Das wusste auch der Coach: Auswechslung, Matlacki kam und ging tatsächlich in die Falle, der sich Kotowski gerade entzogen hatte. Aber: Ein Run war durch. Ein paar Singles erhöhten im achten Inning auf 7:2, Dann kam Möller auf den Hügel, hatte augenblicklich Runner auf der zweiten und dritten Base, aber unter Druck schlugen zwei überragende Abwehraktionen von Stahlmann, Lastinger und Weichert die Tür zu. Nichts passiert, auch nicht im neunten Inning. cka / Fotos: Tanja Szidat